Sonderausstellungen

 

Die Sonderausstellung 2023/24 behandelt das Schicksal der „Gablonzer“ und zeigt antiken Gablonzer Christbaumschmuck, historische mit Gablonzer Perlen bestickte Abendkleidung samt Täschchen, verziertes Trachtengewand, einen besonderen Jagdranzen mit bunten Glasperlen, Glasknöpfe, eine große Sammlung an Gablonzer Damenschmuck aus den 1950er und 60er Jahren und vieles mehr.

 

Historischer Jagdranzen, Leder mit Glasperlen bestickt, alle Fotos: Weihnachtsmuseum Harrachstal
Historischer Jagdranzen, Leder mit Glasperlen bestickt, alle Fotos: Weihnachtsmuseum Harrachstal

 

Die tschechische Stadt Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) brachte mit ihrem Quarzvorkommen sowie Wasser- und Waldreichtum alle Voraussetzungen für eine blühende Glasindustrie mit. Die erste Glashütte wurde urkundlich im Jahre 1548 erwähnt.

Die Gablonzer Industrie gilt als Erfinderin des Modeschmucks, der aus Glassteinen, Glasperlen und unedlen Metallen hergestellt wird. Zunächst wurde dieser im Inland getragen, später vorwiegend nach England, USA, Russland, Deutschland, Indien, aber auch Frankreich und Italien exportiert. 

Neben der Anfertigung von Karaffen, Flakons, Lustersteinen, Ankerketten, Glas-knöpfen, Gürtelschließen uvm. wurden ab dem 18. Jh. Schmucksteine aus Glas in allen Formen und Farben gedrückt und geschliffen. Dazu fertigten die Gürtler Fass-ungen aus Kupfer, Messing und Drähten. Gablonz wurde zu einer der bedeutendsten Heimarbeiterindustrien weltweit.

Im 19. Jh. entstand der berühmte Gablonzer Christbaumschmuck, so wie er auch im Weihnachstmuseum Harrachstal zu sehen ist. 

"Gablonzer" Christbaumschmuck aus versilberten Hohlglasperlen, um 1900
"Gablonzer" Christbaumschmuck aus versilberten Hohlglasperlen, um 1900

 

Das Schicksal der „Gablonzer“

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (ab Mai 1945) wurden mit Billigung der Siegermächte drei Millionen Sudetendeutsche enteignet und aus ihrer angestam-mten Heimat in der Tschechoslowakei vertrieben. Auch die fleißige Bevölkerung des Gablonzer Industriebezirkes musste über Nacht ihr Hab und Gut zurücklassen. Zugleich war damit das Ende der weltberühmten Schmuckindustrie besiegelt, die hunderttausenden Menschen Zufriedenheit und Wohlstand gebracht hatte.  

Viele Vertriebene kamen zuerst nach Losensteinleiten, Kremsmünster, Wels, Linz, Steyr-Gleink und Steyr-Münichholz. 1950/51 wurde die Lerchenthalerkaserne in Enns geräumt und für Werkstätten und Wohnungen der "Gablonzer" umgebaut – es entstand der Ortsteil Neugablonz.

In ihrer neuen Heimat in Österreich und auch in Deutschland fassten die Menschen wieder Fuß. Mit ihrem Wissen, viel Fleiß und Zusammenhalt begannen sie mit einfachsten Mitteln und Materialien (zB. Flugzeugblech und Pappendeckel) wieder Schmuck herzustellen.

„Gablonzer Luster" aus geschliffenem Glas, um 1950, Detail, Alle Fotos: Weihnachtsmuseum Harrachstal
„Gablonzer Luster" aus geschliffenem Glas, um 1950, Detail, Alle Fotos: Weihnachtsmuseum Harrachstal